Predigten

Predigt am Ostersonntag, 31.03.2024

Predigttext: 1. Samuel 2,1-10

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes, unseres Vaters, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes, unseres Trösters, sei mit euch allen, Amen.

Liebe Gemeinde,

der Herr ist auferstanden! ER ist wahrhaftig auferstanden! 

Ein fröhlicher Tag ist das heute. Ein Grund, mal wieder zum Feiern in einer Zeit, in der uns meistens gar nicht nach Feiern zumute ist. Wie eine Glocke, so hat es den Anschein, hat sich die Schwermut über unsere Gesellschaft und über die Kirche gelegt. 

Irgendwie ist es dunkel geworden in den Herzen vieler Menschen, die von Ängsten, Sorgen und Unruhe bestimmt werden.

Und jetzt dürfen wir Ostern feiern. Endlich! Ein Fest der Freude, des Frühlings, des Aufbruchs, des Neubeginns. Ostern ist das Fest des Lebens. Vielleicht bieten diese Tage jetzt wirklich, nicht nur in Kanzel- und Festreden, die Möglichkeit für uns alle, zu neuer Freude, zu neuer Ausgelassenheit, zu neuer Heiterkeit und zu neuer Leichtigkeit zu kommen.

Das alles lässt sich ja nicht befehlen. Freude kann man nicht anordnen. 

Aber wenn wir uns weiter den dunklen Mächten dieser Welt, außerhalb von uns und in uns, beugen und in immer tiefere Depression und Sorge um die Zukunft verfallen, dann wird die großartige Botschaft von Ostern, von dem Sieg des Lebens über den Tod, ungehört verhallen. Dann wird die Einladung unseres Herrn Jesus Christus, in Ewigkeit mit ihm zu leben, nicht mehr angenommen und der Himmel bleibt leer. Und dann bleiben nur noch traurige, gebeugte, gebückte und verdunkelte Gestalten übrig, die ohne Hoffnung umherirren und auf den Tod warten.

Der kleine Laurin, unser Täufling, soll mit seinen Geschwistern Lenius und Lia in einer Gesellschaft aufwachsen, die von Freude und Hoffnung bestimmt wird und in einer Kirche, die bunt und vielfältig ist, die österlich ist und die sich von der frohen Botschaft von Jesus getragen und geführt weiß. 

Ernst dreinblickende, gebeugte Gestalten, kleinkarierte Wichtigtuer, desillusionierte Schwarzmaler und selbstgefällige Kritiker und Besserwisser haben wir schon genug. 

Wir brauchen wieder mehr fröhliche, heitere, ausgelassene und hoffnungsvolle Christinnen und Christen. Menschen also, die von Ostern herkommen und die jeden Tag, mindestens jeden Sonntag, mit Jesus zusammen den Sieg des Lebens feiern und die die Freude des Evangeliums im Herzen und auf den Lippen tragen. 

Wir brauchen farbenfrohe und duftende Blumen auf unseren Altären, so wie heute, einen frischen Wind, den uns der göttliche Geist in die Ohren und Nasen pustet und fröhliche, freundliche, lächelnde Menschen. Eine neue Leichtigkeit des Seins.

Das sollte meine motivierende Vorrede sein.

Jetzt aber kommen wir zum Predigttext für Ostersonntag in diesem Jahr. Es sind Worte aus dem Munde einer Frau aus dem Alten Testament. Hanna heißt sie.

Hanna hat vor etwa 3000 Jahren gelebt. Sie war mit einem Mann namens Elkana verheiratet. Damals durften sich die Männer meherere Frauen leisten. Anders als die andere Frau von Elkana, bekam Hanna keine Kinder. Und sie litt sehr darunter. Die andere bekam ein Kind nach dem anderen. Und schlimmer noch: Sie quälte, verspottete Hanna, machte sich über Hanna lustig; heute würde man sagen: Hanna wurde von der anderen gemobbt. Und das über viele Jahre, immer und immer mehr. Hanna verzweifelte immer mehr; aber weil sie eine tiefgläubige Frau war, ging sie zum Tempel, wandte sie sich an Gott und betete. Sie weinte, betete und redete so lange mit Gott, dass der Tempelpriester Eli glaubt, sie sei betrunken(...)

Aber Hanna war nicht betrunken. Sie hatte sich regelrecht in Rage gebetet und sie schlug Gott einen Deal vor und sagte: Lieber Gott, wenn du mir einen Sohn schenkst, dann will ich dir das Kind weihen und er soll dein Diener sein!"

Bei Hanna klappt es wirklich: Sie bekommt tatsächlich nach so langer Leidens- und Wartezeit einen Sohn. Und sie gibt ihm den Namen Samuel (Hebräisch: "Schemuel", auf Deutsch: "Von Gott erhört").

Und Hanna erfüllt ihr Versprechen. Samuel dient Gott schon als kleiner Junge im Tempel und wird ein großer Prophet, der dann sogar den kleinen David aussucht, der später der größte König des Volkes Israel wird. Nach Samuel sind sogar zwei Bücher unserer Bibel benannt.

Hanna erfüllt ihr Versprechen. Hanna vergisst Gott nicht. Im Gegenteil. Und sie lobt und preist Gott mit einem fetten Lobgsang, der in diesem Jahr als biblische Grundlage für die Osterpredigt vorgeschlagen wurde und der die Freude über das lang ersehnte Kind und ihre tiefe Dankbarkeit gegenüber Gott zum Ausdruck bringt:

1. Samuel 2,1-10("Hoffnung für alle"): Hannas Loblied

1 Hanna sang ein Loblied: "Der HERR erfüllt mein Herz mit großer Freude, er richtet mich auf und gibt mir neue Kraft! Laut lache ich über meine Feinde und freue mich über deine Hilfe! 2 Niemand ist so heilig wie du, denn du bist der einzige und wahre Gott. Du bist ein Fels, keiner ist so stark und unerschütterlich wie du. 3 Lasst eure stolzen Reden und frechen Worte! Wisst ihr denn nicht, dass der HERR alles hört, was ihr sagt, und genau prüft, was ihr tut? 4 Die Waffen starker Soldaten sind zerbrochen, doch die Schwachen bekommen neue Kraft. 5 Wer immer satt geworden ist, muss nun für ein Stück Brot hart arbeiten. Doch wer damals Hunger litt, hat heute genug zu essen. Die unfruchtbare Frau bringt sieben Kinder zur Welt, die kinderreiche jedoch welkt dahin! 6 Der HERR tötet und macht wieder lebendig. Er schickt Menschen hinab ins Totenreich und ruft sie wieder herauf. 7 Manche macht er arm, andere dagegen reich. Er erniedrigt und erhöht Menschen, wie er es für richtig hält. 8 Dem Verachteten hilft er aus seiner Not. Er zieht den Armen aus dem Schmutz und stellt ihn dem Fürsten gleich, ja, er gibt ihm einen Ehrenplatz. Dem HERRN gehört die ganze Welt, auf ein festes Fundament hat er sie gegründet.  9 Er beschützt jeden, der ihm vertraut, doch wer von ihm nichts wissen will, der wird in Finsternis enden. Denn aus eigener Kraft erringt keiner den Sieg. 10 Wer es wagt, mit dem HERRN zu streiten, der verliert. Er geht zugrunde, wenn Gott seinen schrecklichen Donner gegen ihn grollen lässt. Der HERR wird über die ganze Welt Gericht halten. Macht und Ehre gibt er seinem König, den er auserwählt hat (wörtlich: "der Gesalbte")

Soweit der Bibeltext.

Hanna lacht über ihre Feinde! Ihre Geduld, ihr Gottvertrauen haben sich ausgewirkt. Sie hat nicht mit Gott gehadert. Sie hat sich nicht voller Enttäuschung von Gott abgewandt. So wie das viele machen, wenn das Sorgendpüppchen Gott die indivduellen Wünsche nicht erfüllt. 

Manchmal sind wir ja wie kleine Kinder. Wir bitten und betteln Gott um Schokolade an und wenn wir die nicht kriegen, fangen wir an zu heulen und tun so als könnten wir ohne Gott leben. Hanna ist bei Gott geblieben. Sie ist ihm treu geblieben. Und Gott hat sie dafür belohnt: Er schenkt ihr einen Sohn. 

Und in ihrem Lied lobt sie Gott als den, der alles umkrempeln kann: Er zerbricht die Bogen der Feinde, die Starken werden schwach, die Schwachen werden stark, die Satten und Reichen müssen jetzt hart arbeiten, die Reichen werden arm, die Armen werden reich, die Schwachen erhebt er aus dem Staub, sie bekommen Ehrenplätze wie Fürsten. 

Diejenigen, die Gott ehren, wird Gott schützen und diejenigen, die Gott verneinen oder sich von ihm abwenden, bekommen seinen Donner ab, werden zerschmettert und kommen um. Gott führt ins Totenreich und führt wieder hinaus. 

Und dann heißt es: Gott schenkt seinem König große Stärke und er stärkt die Macht seines Gesalbten. Und schon überspringen wir 1000 Jahre und sind bei Jesus Christus, denn "der Gesalbte" ist hebräisch "der Messias" und Griechisch "der Christos, der Christus."

Hanna erlebt - und darüber singt sie dieses wunderbare Lied - Gott als den, bei dem sich alles ins Gegenteil verkehrt. Die Armen kommen aus dem Staub heraus und werden behandelt wie Fürsten, die Reichen, Satten, Schönen müssen endlich richtig malochen und die tot waren, leben wieder.

Es scheint fast, als hätte Hanna damals schon geahnt, dass tatsächlich eines Tages einer kommen würde, der die Macht hat, alles auf den Kopf zu stellen, Traurige fröhlich zu machen, Ängstliche mutig, Schwache stark und sogar Tote lebendig. Das allerdings kann nur einer: Jesus Christus, der noch viel größer ist als Hannas Sohn Samuel.

Und damit sind wir wieder am Anfang. Ostern ist das alles passiert! Ein neues Leben wird wieder möglich: Ein Leben ohne Angst. Ein Leben voller Freude. Ein Leben in Freiheit. Ein Leben, ich sag's noch einmal, in der Leichtigkeit des Seins. Und das unbegrenzt, in Ewigkeit.

Jesus ist von den Toten zurückgekehrt und schenkt uns heute morgen ein Leben voller Freude.

Viele kennen den folgenden Witz: "Jesus kommt zurück auf die Erde. Diese Nachricht verbreitet sich rasend schnell, auch in Europa. Und alle bereiten sich auf die Wiederkunft des Gottessohnes vor. Allerdings auf unterschiedliche Weise: Die Italiener singen. Die Spanier tanzen. Die Franzosen kochen. Und die Deutschen? Sie bilden erstmal einen Arbeitskreis."

Der so typisch deutsch erscheinende Umgang mit der frohen Botschaft nimmt uns jede Freude am Evangelium. Doch bevor ich mich wiederhole, möchte ich die Predigt schließen mit einem wunderbar fröhlichen Gedicht. Es stammt von dem deutschen Lyriker und Dramatiker Emanuel Geibel, der im 19. Jahrhundert gelebt hat. In seinem Gedicht "Ostermorgen" knallt es nur so vor Osterfreude und ich hoffe, ich kann damit den einen oder die andere wenigstens ein bisschen anstecken:

Ostermorgen
 
Die Lerche stieg am Ostermorgen 
 empor ins klarste Luftgebiet 
 und schmettert' hoch im Blau verborgen 
 ein freudig Auferstehungslied. 
 Und wie sie schmetterte, da klangen 
 es tausend Stimmen nach im Feld: 
 Wach auf, das Alte ist vergangen, 
 wach auf, du froh verjüngte Welt! 
 
 Wacht auf und rauscht durchs Tal, 
 ihr Bronnen, und lobt den Herrn mit frohem Schall! 
 Wacht auf im Frühlingsglanz der Sonnen, 
 ihr grünen Halm' und Läuber all! 
 Ihr Veilchen in den Waldesgründen, 
 ihr Primeln weiß, ihr Blüten rot, 
 ihr sollt es alle mit verkünden: 
 Die Lieb ist stärker als der Tod. 
 
 Wacht auf, ihr trägen Menschenherzen, 
 die ihr im Winterschlafe säumt, 
 in dumpfen Lüften, dumpfen Schmerzen 
 ein gottentfremdet Dasein träumt. 
 Die Kraft des Herrn weht durch die Lande 
 wie Jugendhauch, o laßt sie ein! 
 Zerreißt wie Simson eure Bande, 
 und wie die Adler sollt ihr sein. 
 
 Wacht auf, ihr Geister, deren Sehnen 
 gebrochen an den Gräbern steht, 
 ihr trüben Augen, die vor Tränen 
 ihr nicht des Frühlings Blüten seht, 
 ihr Grübler, die ihr fern verloren 
 traumwandelnd irrt auf wüster Bahn, 
 wacht auf! Die Welt ist neugeboren, 
 hier ist ein Wunder, nehmt es an! 
 
 Ihr sollt euch all des Heiles freuen, 
 das über euch ergossen ward! 
 Es ist ein inniges Erneuen, 
 im Bild des Frühlings offenbart. 
 Was dürr war, grünt im Wehn der Lüfte, 
 jung wird das Alte fern und nah. 
 Der Odem Gottes sprengt die Grüfte - 
 wacht auf ! Der Ostertag ist da.
 
Amen!

Predigt am Sonntag Estomihi(Sonntag vor der Passionszeit), 11.2.2024

Predigttext: Amos 5,21-24

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes, des Vaters, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes, sei mit euch allen, Amen.

Liebe Gemeinde,

es gibt Texte in der Bibel, die tun unserer Seele gut. Wenn wir sie hören, stellt sich bei uns ein wohliges Gefühl ein. Psalm 23 "Der Herr ist mein Hirte" ist ein solcher Text. Oder die Weihnachtsgeschichte aus Lukas 2. Sie sind uns vertraut und sie geben uns Hoffnung.

Daneben gibt es aber auch biblische Texte, die uns herausfordern. Texte, die Anfragen an uns stellen, die uns zum Nachdenken bringen, die wir vielleicht gar nicht so gerne hören.

Ein solcher Text ist für heute als Predigttext vorgeschlagen worden. Es sind Worte, die uns nicht in Watte packen, im Gegenteil. Wir hören Worte, die auch uns kritisieren oder zumindest unsere Art zu leben, hinterfragen. Worte, über 2700 Jahre alt, ausgesprochen im Namen Gottes durch den Mund des Propheten Amos.

Sie sind gerichtet an das damalige Volk Israel und wir haben uns heute morgen zu fragen, welche Aktualität diese Worte bezogen auf unser Leben heute besitzen.

Hier kommt ein Gott vor, der nicht der liebe Gott ist, den wir so gerne haben. Der "liebe Gott" ist ohnehin eine rein menschliche Erfindung. Es gibt in der Bibel an vielen Stellen den liebenden Gott, aber an keiner einzigen Stelle den lieben Gott.

Es ist sogar ein ziemlich zorniger Gott, der hier durch Amos zum Volk spricht: Ich lese aus Amos 5,21-24("Hoffnung für alle"):

"21 Gott sagt: »Ich hasse eure Feiern, geradezu widerwärtig sind sie mir, eure Opferfeste verabscheue ich. 22 Eure Brand- und Speiseopfer nehme ich nicht an, und wenn ihr Tiere mästet, um sie mir darzubringen, ist mir das völlig gleichgültig. 23 Eure lauten Lieder kann ich nicht mehr hören, verschont mich mit eurem Harfengeklimper. 24 Setzt euch lieber für die Gerechtigkeit ein! Das Recht soll das Land durchströmen wie ein nie versiegender Fluss."

Amos drückt hier den Zorn Gottes aus, der so groß ist, dass er selbst die Lieder im Gottesdienst nicht mehr hören kann, sie sind nur noch Geplärr und er kann die Versammlungen der Menschen schon nicht mehr riechen.
Was sind die Gründe für diesen Zorn Gottes, für die scharfen Worte?
Der Prophet Amos, der im 8. Jahrhundert vor Christus in Israel gelebt und gewirkt hat, ist nicht zu beneiden. Eigentlich hatte er alles, war ein erfolgreicher Herdenbesitzer und Züchter, gehörte eigentlich zur Oberschicht. Doch eines Tages gab es eine gravierende Veränderung in seinem Leben, die sein ganzes Leben auf den Kopf stellte: Amos hörte die Stimme Gottes. Und Gott hat ihm aufgetragen, dem Volk Israel das Strafgericht anzudrohen. Amos, der Prophet, der Beauftragte Gottes, hat keine Nettigkeiten im Gepäck, seine Prophezeiungen sind hart, rabiat, drohend und voller Zorn.

Amos findet ein Land vor, das vordergündig im Frieden und Wohlstand lebt. Handel und Wirtschaft blühen, an den religiösen Heiligtümern werden aufwendige Opfer gebracht. Doch es sind nur wenige, die von der blühenden Wirtschaft profitieren. Und das macht Gott zornig: Großzügig übersehen die Reichen Korruption und soziale Ungerechtigkeit. Amos übersieht sie im Namen Gottes nicht. „Wie Löwengebrüll und Donnergrollen schallt es vom Zionsberg in Jerusalem her“, sagt er, und Gottes Zorn sei so groß, dass „selbst der Wald auf dem Gipfel des Karmels verdorrt“.


Auf den Straßen begegnen Amos Menschen in tiefster Armut, während die Reichen sich „auf elfenbeinverzierten Polsterbetten rekeln“, das „zarte Fleisch von Lämmern und Mastkälbern essen“ und den „Wein kübelweise" trinken, wie der Prophet erbost feststellt. 

Die Versammlungen der Gläubigen, die Gottesdienste, werden zur von Gott verhassten Farce, wenn sie von einem Volk abgehalten werden, in dem Ungerechtigkeit herrscht, Menschen missachtet, ausgegrenzt werden und sich Menschen an Menschen bereichern.
Die alte Botschaft des Propheten Amos ist auch eine Anfrage an unsere Lebensweise heute. Die immer wiederkehrende Frage, ob sich Kirche auch politisch oder gesellschaftspolitisch äußern darf, wird hier eindeutig beantwortet. Sie muss es tun, solange sie Gottesdienste abhält in einem Land und in einer Welt, in der es Krieg gibt, Hass, Rassismus, Ausbeutung und Gewalt.
Wir müssen, wir sollen und wir dürfen unsere Gottesdienste Sonntag für Sonntag feiern. Gerade ich - wie jeder weiß - bin ein großer Fan von Gottesdiensten, weil ich der festen Überzeugung bin, dass sie unseren Herzen und Seelen, aber auch unserer Gemeinschaft und unserer Gemeinde gut tun. Aber Gottesdienste in einer Gemeinde müssen eingebunden sein in ein Engagement für die Armen und Schwachen, müssen Hand in Hand gehen mit unserem Einsatz für soziale Gerechtigkeit, mit unserem Aufstehen gegen Extremismus, Hass, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.
Dietrich Bonhoeffer zum Beispiel hat schon bezogen auf den Zusammenhang zwischen der gottesdienstlichen Feier und dem Hass auf Juden gesagt: „Nur wer für die Juden schreit, darf auch Gregorianisch singen."

Gottesdienste feiern und praktisches Handeln gehören zusammen. Liturgie und Diakonie sind zwei Seiten der selben Medaille.

Gott kann richtig zornig werden- wie hier beim Propheten Amos - wenn ER Ungerechtigkeiten unter den Menschen aufdeckt. Wenn Menschen - wie bei Amos - immer reicher werden während viele andere nicht wissen, wie sie über den Tag kommen sollen, dann ist das ein Grund für den Zorn Gottes. 
Gott wird zornig, wenn er sieht, dass Menschen ausgebeutet, nicht beachtet werden, ihnen nicht geholfen wird, sie an den Rand gedrängt werden, missachtet, misshandelt, benutzt werden. 
Die alten Propheten haben im Namen Gottes die sozialen Mißstände ihrer Zeit gnadenlos aufgedeckt, sie haben ihren Finger in die offenen Wunden der Gesellschaft gelegt, sie haben die Reichen und Mächtigen angegriffen und beschimpft, die nur auf sich fixiert waren und sie haben sich stark gemacht für die Armen, Unterdrückten und die Randexistenzen.
In Amos 5,24 heißt es: " Das Recht soll das Land durchströmen wie ein nie versiegender Fluss."
Darum geht es dem zornigen Propheten und Gott hier: Dass sich Recht und Gerechtigkeit unter den Menschen durchsetzen. Und das durchzusetzen in einer Gesellschaft wie der unseren, deren Kennzeichen eher Ungerechtigkeit, Gewinnmaximierung, Egosimus, Ausbeutung, Fremdenhass und Machtbessenheit sind, dazu gehört eine Menge Mut, damals wie heute.
Und diesen Mut bekommen wir in den Gottesdiensten. Es ist die Predigt, es sind die Lieder und die Gebete, es ist die Musik, es ist die Gemeinschaft. All das gibt uns Mut, Kraft und Antrieb, in unserem Alltag als Christinnen und Christen zu leben und in unserem Alltag Zeichen der Liebe Gottes zu allen Menschen zu setzen.
Das Leben im Alltag muss die Fortsetzung des sonntäglichen Gottesdienstes sein.
Paulus in Röm 12,1 sagt: „Brüder und Schwestern, bei der Barmherzigkeit Gottes bitte ich euch: Stellt euer ganzes Leben Gott zu Verfügung. Es soll wie ein lebendiges und heiliges Opfer sein, das ihm gefällt. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.“
Das heißt:
Auf die Straße zu gehen gegen Hass, Antisemitimus und Fremdenfeindlichkeit, ist Gottesdienst.

Menschen in Not aufzunehmen, sie zu unterstützen und mit ihnen gemeinsam an einer besseren Zukunft zu arbeiten, ist Gottesdienst.

Den kranken Nachbarn zu besuchen, für die alte, einsame und kranke Frau einzukaufen, ist Gottesdienst.

Für einen guten Zweck zu spenden, ist Gottesdienst.

Einen längst überfälligen Besuch zu machen und Menschen zur Versöhnung die Hand zu reichen, ist Gottesdienst.

Jemandem zu vergeben und ihm die offenen Arme anzubieten, ist Gottesdienst.

Gut über andere zu sprechen oder zumindest zu schweigen während Menschen über Menschen lästern, ist Gottesdienst.

Zuhause ein paar Verse in der Bibel zu lesen oder die Hände zu falten und für Menschen, von denen man weiß, dass es ihnen schlecht geht, zu beten, ist Gottesdienst.

Jemandem zu sagen: "Ich bin froh, dass es dich gibt!", ist Gottesdienst.

Sich Zeit zu nehmen für einen anderen Menschen und für ihn ganz da zu sein - und wenn es eine halbe Stunde ist, in der ich wirklich nur für den anderen da bin -, ist Gottesdienst.

Selbst freiwillig den Abwasch zu machen, den Müll rauszubringen, ist Gottesdienst.

Diese Liste ließe sich noch lange forsetzen.

Ihr Lieben,

es gibt viele Möglichkeiten, im Sinne des Propheten Amos zu leben und es gibt viele Möglichkeiten, unser Leben als Gottesdienst zu gestalten.

Und wenn wir uns da bemühen und besser werden, dann bekommen auch unsere sonntäglichen Gottesdienste und Versammlungen eine noch größere Ausstrahlungs- und Anziehungskraft.

Und dann sind unsere Lieder, Gesänge, Musik und Predigten ein Wohlklang in den Ohren Gottes.

Und der Friede Gottes bewahre eure Herzen und Gedanken im Glauben an Jesus Christus, Amen.

Predigt am 7. Januar 2024 - Gottesdienst mit Neujahrsempfang

Predigttext: 1. Korinther 1,26-31

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes, unseres Vaters, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes, unseres Trösters, sei mit euch, Amen.

Liebe Gemeinde, liebe Brüder und Schwestern,

ich freue mich sehr, dass ihr heute morgen gekommen seid, um diesen Gottesdienst mit uns zu feiern. 

Es ist heute ein besonderer Tag für unsere Kirchengemeinde: Zum ersten Mal präsentieren sich in der Öffentlichkeit die Männer und Frauen, die für den neuen Kirchenvorstand kandidieren. Vielleicht haben sich die Namen ja schon längst herumgesprochen. Aber heute wird es so richtig offiziell. Es sind neun Mitglieder unserer Gemeinde, die bereit sind, in den nächsten Jahren, mit mir an ihrer Seite, Verantwortung für die Kirchengemeinde Oldendorf zu übernehmen. 

Und das ist keine Kleinigkeit. Wir werden nachher noch von unserem Kirchenvorsteher Klaus Berner über aktuelle Entwicklungen, Entscheidungen und Herausforderungen hören.

Jeder, der in seinem Leben schon einmal Verantwortung übernommen hat, weiß, dass er sich auch angreifbar macht. Er muss ja auch Entscheidungen treffen, die nicht jedem gefallen. Da braucht es für ein solches Amt Mut, Entschlossenheit, aber auch Freude und Lust. Ich bin Gott wirklich dankbar, dass er uns neun Menschen geschickt hat, die in den nächsten Jahren im Kirchenvorstand mitarbeiten wollen.

Wir stehen nun heute morgen mit diesem Gottesdienst und dem anschließendem Empfang miteinander am Anfang eines neuen Jahres und blicken zusammen auf das, was in unserer Welt, in unserem Land und in unserer Gemeinde geschieht. Und manch einem ist längst angst und bange geworden angesichts der Gewalt, der Bedrohungen, der Unsicherheiten und der enormen Veränderungen auch in unserer Gesellschaft. 

Da ist es gut, hilfreich und aus meiner festen Überzeugung auch notwendig, dass wir - so wie heute - auch in diesem Jahr regelmäßig und verlässlich Gottesdienste feiern. Dass wir zum einen jeden Sonntag Gott die Ehre erweisen, aber wir zum anderen auch zusammenkommen, um zu beten, zu singen und vor allem Gottes Wort an uns zu hören, die Botschaft von Jesus Christus.

In Matthäus 24,35 sagt Jesus: "Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte haben ewig Bestand."

In einer solchen Zeit, in der wir leben, ist es gut, mit Gott und seinem Wort etwas an der Seite zu haben, das verlässlich ist, das unabänderlich ist und das eine Dimension der Ewigkeit in unser Leben bringt.

Und so hören wir nun das Wort Gottes für den heutigen Sonntag. Es steht im 1. Korintherbrief. Paulus warnt dort zu Beginn vor Spaltungen in der Gemeinde. Er warnt vor Personenkult und davor, sich auf das Wissen und die Weisheit der Menschen zu verlassen. Und Paulus macht deutlich, dass durch Jesus Christus und sein Evangelium die Maßstäbe der menschlichen Welt keine Bedeutung mehr haben, ja mehr noch: Dass Jesus sie ins Gegenteil verkehrt hat: Die Reichen werden arm, die Armen werden reich. Die Unbedeutenden werden bedeutend, die Erfolgreichen und Anerkannten spielen keine Rolle mehr.

Man kann es auf die Kurzformel Jesu aus Matthäus 20,16 bringen: "Die Letzten werden die Ersten und die Ersten werden die Letzten sein..."

Und so schreibt Paulus in 1. Korinther 1,26-31 "Hoffnung für alle":

26 Schaut euch doch selbst an, liebe Brüder und Schwestern! Sind unter euch, die Gott berufen hat, wirklich viele, die man als gebildet und einflussreich bezeichnen könnte oder die aus einer vornehmen Familie stammen? 27 Nein, denn Gott hat sich die aus menschlicher Sicht Törichten ausgesucht, um so die Klugen zu beschämen. Gott nahm sich der Schwachen dieser Welt an, um die Starken zu demütigen. 28 Wer von Menschen geringschätzig behandelt, ja verachtet wird, wer bei ihnen nichts zählt, den will Gott für sich haben. Dadurch erklärt er für null und nichtig, worauf Menschen so großen Wert legen. 29 Vor Gott soll sich niemand etwas einbilden können. 30 Das gilt auch für euch. Dass ihr mit Jesus Christus verbunden seid, verdankt ihr allein Gott. Und mit ihm hat er euch alles geschenkt: Christus ist Gottes Weisheit für uns. Durch ihn haben wir Anerkennung vor Gott gefunden, durch ihn gehören wir zu Gottes heiligem Volk, und durch ihn sind wir auch von unserer Schuld befreit. 31 So trifft nun zu, was die Heilige Schrift sagt: »Wenn jemand auf etwas stolz sein will, soll er auf das stolz sein, was Gott für ihn getan hat!«

Liebe Gemeinde,

Paulus richtet sich an diejenigen, die in Korinth zum Glauben an Jesus Christus gekommen waren. 

Und er sagt: Schaut euch mal an! Unter euch ist keiner, der wirklich gebildet ist. Kaum einer von euch hat studiert. Fast keiner von euch hat irgendeine Macht oder Einfluss. Kaum einer von euch hat einen hochdekorierten und anerkannten Job. Kaum einer von euch stammt aus einer wirklich vornehmen Familie. 

Aber ihr - gerade ihr! - seid diejenigen, die zum Glauben gekommen sind. Gerade ihr, die Schwachen, die Kleinen, die etwas Unterbelichteten und Minderbemittelten, die ihr diejenigen seid, die in der langen Schlange im LIdl immer hinten stehen, ihr seid diejenigen, die Gott in seinem Reich, in seiner neuen Welt, haben will.

Die Bibel verdeutlicht hier, für die Korinther damals, für uns heute und für alle Zeiten: Gott kehrt mit Jesus Christus die menschlichen Verhältnisse um. 

Gerade haben wir Weihnachten gefeiert. Tannenbaum und Krippe stehen ja noch. Gott wird Mensch nicht im Palast, nicht im Schloss, nicht in der Universität, sondern im dreckigen, dunklen und stinkendem Stall. Gott kommt in die Welt und beginnt nicht bei den Mächtigen, Reichen Schönen und Gebildeten, sondern bei den Ohnmächtigen, Armen, Hässlichen und Doofen.

Gott kommt aus seiner Ewigkeit, aus seinem zeitlosen Gottsein, in die Begrenzheit des menschlichen Lebens und er kommt zu den Törichten und Schwachen. Im Griechischen steht da das Wort "moros". Moros war ein Schimpfwort. Moros, das ist der Doofe, der Verrückte, der Idiot, der Trottel! Das ist einer, von dem wir manchmal sagen: "Da läuft einer nebenher."

Und genau das stimmt auch: Jesus läuft nebenher! Das ist die gute Nachricht. Wenn du sagst, du bist nicht gebildet genug, du bist zu schwach, du bist nicht stark genug, dann sagt Jesus: Wunderbar, du bist genau der Richtige!

Gott sucht sich vor allem die Schwachen aus. "Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig", schreibt Paulus in 2. Korinther 12,9. Darum geht es hier.

Mir sagen manchmal Leute, die es ja eigentlich gut mir meinen: "Sie müssen sich ein dickeres Fell zulegen!" Eigentlich meinen sie damit: Ein Pastor muss sich alles gefallen lassen...

Jesus sagt mir aber: "Nein, musst du nicht. Du darfst dünnhäutig bleiben. Du darfst schwach sein. Du darfst angreifbar sein und vor allem: Du musst auch als Pastor nicht perfekt sein!"

Paulus schreibt: "Wer von Menschen geringschätzig behandelt, ja verachtet wird, wer bei ihnen nichts zählt, den will Gott für sich haben. Dadurch erklärt er für null und nichtig, worauf Menschen so großen Wert legen... Christus ist Gottes Weisheit für uns. Durch ihn haben wir Anerkennung vor Gott gefunden, durch ihn gehören wir zu Gottes heiligem Volk, und durch ihn sind wir auch von unserer Schuld befreit. So trifft nun zu, was die Heilige Schrift sagt: »Wenn jemand auf etwas stolz sein will, soll er auf das stolz sein, was Gott für ihn getan hat!«

Ihr Lieben,

was nach der Bibel zählt, ist einzig und allein die Anerkennung, die wir bei Gott haben. Und diese Anerkennung, die uns eines Tages sogar ins ewige Leben führt, bekommen wir nur, wenn wir Jesus Christus glauben, sein Evangelium lesen und für unser Leben annehmen. 

Der sehr bekannte, aber auch sehr umstrittene Bremer Pastor Olaf Latzel hat mal in einem Vortrag ausgerufen: "Das ist mir doch egal, ob 5 oder 500 kommen. Ich bin doch nicht der Hampelmann der Leute. Ich bin allein der Heiligen Schrift und dem wahren Evangelium von Jesus Christus verpflichtet."

Ich mag seinen manchmal doch recht aggressiven Stil nicht besonders und mir persönlich - ich gebe es zu - wären auch 500 Leute im Gottesdienst deutlich lieber als nur 5, aber trotzdem hat er mit dem, was er sagen wollte recht und das gilt für alle Christinnen und Christen: Es darf uns nicht um die Annerkung der Welt gehen, nicht darum, bei allen beliebt zu sein, nicht darum, ständig messbare Erfolge vorweisen zu können, sondern es muss uns immer darum gehen, Anerkennung bei Gott zu finden. Und die finden wir nur durch Jesus, den Sohn Gottes.

Die Weisheit der Welt ist null und nichtig angsesichts der Weisheit Gottes, sagt die Bibel. Und diese göttliche Weisheit finden wir nur in Jesus Christus. In Kolosser 2,3 lesen wir: "In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis."

Anders formuliert: Wenn du wirklich schlau und weise werden willst, wenn du rauskriegen willst, welchen Sinn das Leben hat, wenn du wissen willst, warum du auf dieser Welt bist, dann fang an, die Bibel zu lesen und zu beten.

Wenn du dich schon am Beginn des neuen Jahres am Ende deiner Weisheit wähnst, dich schwach, ohnmächtig, nicht beachtet, überfordert, ängstlich, unsicher fühlst, dann sagt Jesus zu dir: "Wunderbar, dann bist du genau der Richtige, die Richtige für mich. Dann folge mir nach! Ich sorge dafür, dass es ein Gnadenjahr für dich wird und du zulegst an Erkenntnis, Weisheit und Stärke!"

Das, ihr Lieben, ist die Einladung heute morgen an uns, zu Beginn des neuen Jahres. Und ich möchte diese Einladung verbinden mit der biblischen Jahreslosung für 2024. Sie steht auch im 1. Korintherbrief, in 1. Korinther 16,14 und lautet schlicht, einfach und schön: "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!"

Ihr bekommt diesen Vers als Lesezeichen mit nach Hause. "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!"

Darüber müsste ich jetzt eine eigene Predigt halten. Für heute nur soviel: Im 1. Johannesbrief 4,16 lesen wir: "Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm."

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und euch allen ein frohes und gesegnetes Jahr und schließe in Anlehung an den Kirchenvater Augustinus: "Liebe und dann tue, was du willst!", Amen.

Und der Friede Gottes bewahre eure Herzen und Gedanken im Glauben an Jesus Christus, Amen.
Predigttext: 1. Korinther 1,26-31

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes, unseres Vaters, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes, unseres Trösters, sei mit euch, Amen.

Liebe Gemeinde, liebe Brüder und Schwestern,

ich freue mich sehr, dass ihr heute morgen gekommen seid, um diesen Gottesdienst mit uns zu feiern. 

Es ist heute ein besonderer Tag für unsere Kirchengemeinde: Zum ersten Mal präsentieren sich in der Öffentlichkeit die Männer und Frauen, die für den neuen Kirchenvorstand kandidieren. Vielleicht haben sich die Namen ja schon längst herumgesprochen. Aber heute wird es so richtig offiziell. Es sind neun Mitglieder unserer Gemeinde, die bereit sind, in den nächsten Jahren, mit mir an ihrer Seite, Verantwortung für die Kirchengemeinde Oldendorf zu übernehmen. 

Und das ist keine Kleinigkeit. Wir werden nachher noch von unserem Kirchenvorsteher Klaus Berner über aktuelle Entwicklungen, Entscheidungen und Herausforderungen hören.

Jeder, der in seinem Leben schon einmal Verantwortung übernommen hat, weiß, dass er sich auch angreifbar macht. Er muss ja auch Entscheidungen treffen, die nicht jedem gefallen. Da braucht es für ein solches Amt Mut, Entschlossenheit, aber auch Freude und Lust. Ich bin Gott wirklich dankbar, dass er uns neun Menschen geschickt hat, die in den nächsten Jahren im Kirchenvorstand mitarbeiten wollen.

Wir stehen nun heute morgen mit diesem Gottesdienst und dem anschließendem Empfang miteinander am Anfang eines neuen Jahres und blicken zusammen auf das, was in unserer Welt, in unserem Land und in unserer Gemeinde geschieht. Und manch einem ist längst angst und bange geworden angesichts der Gewalt, der Bedrohungen, der Unsicherheiten und der enormen Veränderungen auch in unserer Gesellschaft. 

Da ist es gut, hilfreich und aus meiner festen Überzeugung auch notwendig, dass wir - so wie heute - auch in diesem Jahr regelmäßig und verlässlich Gottesdienste feiern. Dass wir zum einen jeden Sonntag Gott die Ehre erweisen, aber wir zum anderen auch zusammenkommen, um zu beten, zu singen und vor allem Gottes Wort an uns zu hören, die Botschaft von Jesus Christus.

In Matthäus 24,35 sagt Jesus: "Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte haben ewig Bestand."

In einer solchen Zeit, in der wir leben, ist es gut, mit Gott und seinem Wort etwas an der Seite zu haben, das verlässlich ist, das unabänderlich ist und das eine Dimension der Ewigkeit in unser Leben bringt.

Und so hören wir nun das Wort Gottes für den heutigen Sonntag. Es steht im 1. Korintherbrief. Paulus warnt dort zu Beginn vor Spaltungen in der Gemeinde. Er warnt vor Personenkult und davor, sich auf das Wissen und die Weisheit der Menschen zu verlassen. Und Paulus macht deutlich, dass durch Jesus Christus und sein Evangelium die Maßstäbe der menschlichen Welt keine Bedeutung mehr haben, ja mehr noch: Dass Jesus sie ins Gegenteil verkehrt hat: Die Reichen werden arm, die Armen werden reich. Die Unbedeutenden werden bedeutend, die Erfolgreichen und Anerkannten spielen keine Rolle mehr.

Man kann es auf die Kurzformel Jesu aus Matthäus 20,16 bringen: "Die Letzten werden die Ersten und die Ersten werden die Letzten sein..."

Und so schreibt Paulus in 1. Korinther 1,26-31 "Hoffnung für alle":

26 Schaut euch doch selbst an, liebe Brüder und Schwestern! Sind unter euch, die Gott berufen hat, wirklich viele, die man als gebildet und einflussreich bezeichnen könnte oder die aus einer vornehmen Familie stammen? 27 Nein, denn Gott hat sich die aus menschlicher Sicht Törichten ausgesucht, um so die Klugen zu beschämen. Gott nahm sich der Schwachen dieser Welt an, um die Starken zu demütigen. 28 Wer von Menschen geringschätzig behandelt, ja verachtet wird, wer bei ihnen nichts zählt, den will Gott für sich haben. Dadurch erklärt er für null und nichtig, worauf Menschen so großen Wert legen. 29 Vor Gott soll sich niemand etwas einbilden können. 30 Das gilt auch für euch. Dass ihr mit Jesus Christus verbunden seid, verdankt ihr allein Gott. Und mit ihm hat er euch alles geschenkt: Christus ist Gottes Weisheit für uns. Durch ihn haben wir Anerkennung vor Gott gefunden, durch ihn gehören wir zu Gottes heiligem Volk, und durch ihn sind wir auch von unserer Schuld befreit. 31 So trifft nun zu, was die Heilige Schrift sagt: »Wenn jemand auf etwas stolz sein will, soll er auf das stolz sein, was Gott für ihn getan hat!«

Liebe Gemeinde,

Paulus richtet sich an diejenigen, die in Korinth zum Glauben an Jesus Christus gekommen waren. 

Und er sagt: Schaut euch mal an! Unter euch ist keiner, der wirklich gebildet ist. Kaum einer von euch hat studiert. Fast keiner von euch hat irgendeine Macht oder Einfluss. Kaum einer von euch hat einen hochdekorierten und anerkannten Job. Kaum einer von euch stammt aus einer wirklich vornehmen Familie. 

Aber ihr - gerade ihr! - seid diejenigen, die zum Glauben gekommen sind. Gerade ihr, die Schwachen, die Kleinen, die etwas Unterbelichteten und Minderbemittelten, die ihr diejenigen seid, die in der langen Schlange im LIdl immer hinten stehen, ihr seid diejenigen, die Gott in seinem Reich, in seiner neuen Welt, haben will.

Die Bibel verdeutlicht hier, für die Korinther damals, für uns heute und für alle Zeiten: Gott kehrt mit Jesus Christus die menschlichen Verhältnisse um. 

Gerade haben wir Weihnachten gefeiert. Tannenbaum und Krippe stehen ja noch. Gott wird Mensch nicht im Palast, nicht im Schloss, nicht in der Universität, sondern im dreckigen, dunklen und stinkendem Stall. Gott kommt in die Welt und beginnt nicht bei den Mächtigen, Reichen Schönen und Gebildeten, sondern bei den Ohnmächtigen, Armen, Hässlichen und Doofen.

Gott kommt aus seiner Ewigkeit, aus seinem zeitlosen Gottsein, in die Begrenzheit des menschlichen Lebens und er kommt zu den Törichten und Schwachen. Im Griechischen steht da das Wort "moros". Moros war ein Schimpfwort. Moros, das ist der Doofe, der Verrückte, der Idiot, der Trottel! Das ist einer, von dem wir manchmal sagen: "Da läuft einer nebenher."

Und genau das stimmt auch: Jesus läuft nebenher! Das ist die gute Nachricht. Wenn du sagst, du bist nicht gebildet genug, du bist zu schwach, du bist nicht stark genug, dann sagt Jesus: Wunderbar, du bist genau der Richtige!

Gott sucht sich vor allem die Schwachen aus. "Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig", schreibt Paulus in 2. Korinther 12,9. Darum geht es hier.

Mir sagen manchmal Leute, die es ja eigentlich gut mir meinen: "Sie müssen sich ein dickeres Fell zulegen!" Eigentlich meinen sie damit: Ein Pastor muss sich alles gefallen lassen...

Jesus sagt mir aber: "Nein, musst du nicht. Du darfst dünnhäutig bleiben. Du darfst schwach sein. Du darfst angreifbar sein und vor allem: Du musst auch als Pastor nicht perfekt sein!"

Paulus schreibt: "Wer von Menschen geringschätzig behandelt, ja verachtet wird, wer bei ihnen nichts zählt, den will Gott für sich haben. Dadurch erklärt er für null und nichtig, worauf Menschen so großen Wert legen... Christus ist Gottes Weisheit für uns. Durch ihn haben wir Anerkennung vor Gott gefunden, durch ihn gehören wir zu Gottes heiligem Volk, und durch ihn sind wir auch von unserer Schuld befreit. So trifft nun zu, was die Heilige Schrift sagt: »Wenn jemand auf etwas stolz sein will, soll er auf das stolz sein, was Gott für ihn getan hat!«

Ihr Lieben,

was nach der Bibel zählt, ist einzig und allein die Anerkennung, die wir bei Gott haben. Und diese Anerkennung, die uns eines Tages sogar ins ewige Leben führt, bekommen wir nur, wenn wir Jesus Christus glauben, sein Evangelium lesen und für unser Leben annehmen. 

Der sehr bekannte, aber auch sehr umstrittene Bremer Pastor Olaf Latzel hat mal in einem Vortrag ausgerufen: "Das ist mir doch egal, ob 5 oder 500 kommen. Ich bin doch nicht der Hampelmann der Leute. Ich bin allein der Heiligen Schrift und dem wahren Evangelium von Jesus Christus verpflichtet."

Ich mag seinen manchmal doch recht aggressiven Stil nicht besonders und mir persönlich - ich gebe es zu - wären auch 500 Leute im Gottesdienst deutlich lieber als nur 5, aber trotzdem hat er mit dem, was er sagen wollte recht und das gilt für alle Christinnen und Christen: Es darf uns nicht um die Annerkung der Welt gehen, nicht darum, bei allen beliebt zu sein, nicht darum, ständig messbare Erfolge vorweisen zu können, sondern es muss uns immer darum gehen, Anerkennung bei Gott zu finden. Und die finden wir nur durch Jesus, den Sohn Gottes.

Die Weisheit der Welt ist null und nichtig angsesichts der Weisheit Gottes, sagt die Bibel. Und diese göttliche Weisheit finden wir nur in Jesus Christus. In Kolosser 2,3 lesen wir: "In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis."

Anders formuliert: Wenn du wirklich schlau und weise werden willst, wenn du rauskriegen willst, welchen Sinn das Leben hat, wenn du wissen willst, warum du auf dieser Welt bist, dann fang an, die Bibel zu lesen und zu beten.

Wenn du dich schon am Beginn des neuen Jahres am Ende deiner Weisheit wähnst, dich schwach, ohnmächtig, nicht beachtet, überfordert, ängstlich, unsicher fühlst, dann sagt Jesus zu dir: "Wunderbar, dann bist du genau der Richtige, die Richtige für mich. Dann folge mir nach! Ich sorge dafür, dass es ein Gnadenjahr für dich wird und du zulegst an Erkenntnis, Weisheit und Stärke!"

Das, ihr Lieben, ist die Einladung heute morgen an uns, zu Beginn des neuen Jahres. Und ich möchte diese Einladung verbinden mit der biblischen Jahreslosung für 2024. Sie steht auch im 1. Korintherbrief, in 1. Korinther 16,14 und lautet schlicht, einfach und schön: "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!"

Ihr bekommt diesen Vers als Lesezeichen mit nach Hause. "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!"

Darüber müsste ich jetzt eine eigene Predigt halten. Für heute nur soviel: Im 1. Johannesbrief 4,16 lesen wir: "Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm."

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und euch allen ein frohes und gesegnetes Jahr und schließe in Anlehung an den Kirchenvater Augustinus: "Liebe und dann tue, was du willst!", Amen.

Und der Friede Gottes bewahre eure Herzen und Gedanken im Glauben an Jesus Christus, Amen.

Predigt bei der Kasuchte und um 10.30 Uhr am 1. Weihnachtstag 2023 von Pastor Ralf Halbrügge

Text: Jesaja 60,1-2 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes, unseres Vaters, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes, unseres Trösters, sei mit euch allen, Amen.

Liebe Gemeinde,

ich begrüße euch alle ganz herzlich zu diesem Gottesdienst(frei: Kasuchte: Tradition, besondere Stimmung am frühen Morgen/ 1. Weihnachtstag 10.30 Uhr: Es kommen nur die "Hartgesottenen"; die, die nur 1 x im Jahr kommen, waren schon gestern da...)

Die letzten Weihnachtsfeste waren stark geprägt durch Corona. In diesem Jahr macht uns das scheußliche Wetter zu schaffen und die Lage in unserer Welt ist noch katastrophaler als im letzten Jahr. Die andauernden Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten machen bei uns vielen emotional zu schaffen. 

Irgendwie hat sich, obwohl wir (noch nicht, muss man sagen) direkt betroffen sind, auch über uns eine Schwere gelegt und für viele erscheint der Blick in die Zukunft dunkel und bedrohlich.

Unserer Bundesregierung traut man nichts mehr zu, es gibt einen immer größer werdenden Vertrauensverlust gegenüber der Politik und den Institutionen und uns laufen in der Kirche die Menschen in Scharen davon, was natürlich unerfreuliche und schmerzhafte Konsequenzen haben wird. Das ist ja völlig klar.

Nun seid ihr heute morgen aber nicht hierher gekommen, weil ihr auch hier noch hören wollt, wie furchtbar alles ist. Dafür sorgen ja schon die Medien. Und es ist zum Glück ja auch nicht die Aufgabe von uns Predigern, auch noch mit einzustimmen in den Weltuntergangs - Chor.

Und so sehnen wir uns gerade an Weihnachten nach Licht in der Dunkelheit, nach Hoffnung in der Depression, nach Zuversicht in der Sorge, nach Freude im Leiden.

Wir feiern in diesen Tagen die Geburt eines Kindes, mit dem sich all unsere Sehnsüchte und Hoffnungen verbinden. Die Bibel erzählt uns von dieser Geburt. Und sie erzählt uns auch davon, dass sich mit der Geburt dieses Kindes jahrhundertealte Hoffnungen erfüllen. 

Schon immer erlebte die Menschheit dunkle Zeiten. Und schon immer haben Menschen neue Kraft bekommen durch das Wort Gottes, durch ihren Glauben und durch diese wunderbaren Glaubenstexte, die wir vor allem in den vielen Gottesdiensten zur Weihnachtszeit hören.

Einer dieser Texte, der zumeist erst an Epiphanias, am 6. Januar, gelesen wird, steht im Buch des Propheten Jesaja. Es sind Worte, die im Namen Gottes dem Volk Israel zugesprochen wurden gegen Ende des baylonischen Exils. Das Volk kam nach dem Exil, das über 60 Jahre dauerte, zurück in die Heimat. Und in Jerusalem fand man Zerstörung vor. Man stand vor den Trümmern, auch des Tempels, des Heiligtums, und wusste nicht, wie es nun weitergehen sollte. Und in diese Dunkelheit hinein hörten die Menschen folgende Worte. Ich lese Jesaja 60,1-2:

"1 Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! 2 Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. 

Wunderbare, hoffnungsvolle Worte waren das. Das Licht wird kommen. Eine gute Zukunft wartet auf euch. Auch wenn euch jetzt vieles so dunkel erscheint und ihr - damals im wahrsten Sinne des Wortes - vor den Trümmern eurer Existenz steht, auch wenn euch der Gedanke an die Zukunft große Sorgen bereitet und ihr euch im Moment überhaupt nicht vorstellen könnt, wie es weitergehen soll. Es wird heller werden in eurem Leben. Ihr habt eine gute Zukunft vor euch!

Das sind die schönen Zusagen, die vor 2600 Jahren das Volk Israel bekommen hat und gerade jetzt gönnen wir den Menschen in Israel und auch den Juden bei uns in Deutschland so gute Aussichten, wie sie vom Wort Gottes in diesen alten Zeilen verheißen werden.

Und diese Worte richten sich heute morgen auch an uns, in Zeiten, in denen viele von uns Dunkelheit und Schwere erleben wie vielleicht schon lange nicht mehr in ihrem Leben.

"Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker" heißt es bei Jesaja und diese alten Worte haben in diesen Zeiten eine erschreckende Aktualität bekommen.

Doch dann kommt das große Aber. Ein Aber, das uns heute Weihnachten feiern lässt. Ein Aber, das uns Kerzen in der Dunkelheit anzünden lässt. Ein Aber, das uns, auch in der Krise, zu reich Beschenkten macht. Ein Aber, das viel größer und mächtiger ist als all unsere Sorge. Dieses große Aber trägt den Namen Jesus Christus!

Bei Jesaja heißt es noch: "Mache dich auf und werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir." 600 Jahre später wird das große Aber über sich sagen: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht in der Dunkelheit umherirren, sondern der wird das Licht des Lebens haben."

Ihr Lieben,

Jesus bringt das Licht, von dem bei den alten Propheten die Rede war. Jesus bringt das Licht, nach dem sich über Jahrhunderte die Menschen gesehnt haben. Jesus bringt das Licht, das die Finsternisse und Dunkelheiten der Menschen aller Generationen und Zeiten erhellt. Jesus bringt das Licht, das auch uns den Weg in eine gute Zukunft beleuchtet. Jesus bringt das Licht, durch das auch wir wieder zu Lichtgestalten, zu Erleuchteten werden können.

Ich bin der festen Überzeugung, dass das Leben in diesen Zeiten oft so dunkel, so düster erscheint, auch innerhalb der christlichen Kirchen, weil sich so viele Menschen, auch innerhalb der Kirchen, von Jesus Christus abgewandt haben.

 Unser Glaube muss an Kraft verlieren, wenn wir Jesus klein machen, nicht mehr über ihn und seine Lehre sprechen und wenn unser Glaube verkümmert zu Sätzen wie: "Ja, ich glaube, dass es da irgendwie eine höhere Macht gibt" oder wie: "Wir glauben doch alle an den selben Gott" oder: "Jesus, wenn es ihn dann gegeben hat, war bestimmt ein guter, netter Mensch."

Mit diesen und ähnlichen Sätzen löschen wir immer weiter das Licht, das Jesus Christus ist und irgendwann ist es ganz aus und von unserem Glauben und von unserer Kirche bleibt dann nur noch eine leere, tote, dunkle Hülle.

Na klar, ich habe gestern über die Freiheit gesprochen, die uns Jesus schenkt: Wir müssen nicht fünfmal am Tag beten, wir müssen nicht jeden Sonntag zum Gottesdienst gehen, auch wenn ich mir wünschen würde, es würden viel mehr tun, und wir brauchen schon gar keine frömmelnde Attitüden und keine leeren Rituale und hohle Traditionen.

Nur: Wenn wir Jesus als Messias, als Retter, als Erlöser, als Hirten, als Lehrer, als Herrn und Bruder, als Wegbegleiter und Seelsorger aufgeben, dann geben wir den Kern unseres Christseins auf und dann ist unsere Situation viel ernster als gedacht.

Weihnachten verliert seinen Sinn und ist nichts als ein vorübergehender, schöner Zeitvertreib, wenn wir Jesus nicht groß machen in unserem Leben und wenn wir unser Leben, Denken und Handeln nicht an seinem Leben, Denken und Handeln ausrichten.

Jesus bringt Licht in das Leben von Menschen. Er bringt Freiheit, Liebe und Frieden. 

Das kleine Kind in der Krippe im Stall wird sich später zu allen Menschen gesellen, in deren Leben es wirklich dunkel ist: Er wird gehen zu den Kranken, Erschöpften, Trauerenden, Ausgestoßenen, zu den Sündern und Schuldbeladenen, zu den Sorgenvollen und Verzweifelten. Er geht zu denen, die sich selbst schon aufgegeben haben und die eigentlich vom Leben nichts mehr erwarten. 

Und er lässt sich sogar kreuzigen und stirbt einen qualvollen Tod, damit sein Licht sogar in das Dunkel des Todes hineinleuchtet, ja sogar noch mehr: Auf der anderen Seite erwartet uns das Licht des ewigen Lebens.

Das ist die weihnachtliche Botschaft heute morgen für dich und dein Leben: Egal wie dunkel es in deinem Leben ist: Jesus Christus will dein Leben wieder hell machen! Er will deine Trauer in Freude, deine Sorge in Zuversicht und deine Verzweiflung in Hoffnung verwandeln. Er will, dass es wieder hell wird in deinem Herzen. Und er will, dass es wieder hell wird in dieser Welt.

Der berühmte Albert Einstein, der einen wirklich hohen Intelligenzquotienten hatte, hat gesagt: "Es gibt nur eine Stelle in der Welt, wo wir kein Dunkel sehen. Das ist die Person Jesus Christus. In ihm hat sich Gott am deutlichsten vor uns hingestellt." Da soll nochmal einer sagen, dass Intelligenz und Religion, dass Denken und Glauben nicht zusammenpassen...

Wenn selbst der Erfinder der Relativitätstheorie, Albert Einstein, Jesus und seine Bedeutung nicht relativiert, dann sollten wir das auch nicht tun!

Ihr Lieben, das bedeutet Weihnachten: Dass wir die Lichtgestalt Jesus Christus in unser Leben lassen. Dass wir uns nicht vom Dunkel der Welt hinabziehen lassen ins Verderben und dass wir das Licht Jesus Christus, seine Lehre, seine Botschaft hineinlassen in unsere Köpfe und Herzen und sie weitertragen zu Menschen in Not.

Und ein allerletzter Gedanke für heute morgen:

Ob sich das Licht Jesus Christus in dieser Welt durchsetzt, hängt nicht davon ab, welche Regierung wir haben, in welchem Zustand unsere verfassten Kirchen sind, noch nicht einmal davon, wie sich das Klima verändert. Das Licht Jesus Christus wird sich durchsetzen, egal, was kommt. 

Die Rettungstat, die Erlösungstat ist schon längst am Kreuz von Golgatha geschehen. Das Licht ist schon in dieser Welt und es wird hell erstrahlen in Gottes neuer Welt. Das lässt sich nicht mehr aufhalten, seitdem Gott durch Jesus Mensch wurde.

Der bekannte britische Prediger Oswald Chambers, der um 1900 gelebt und gewirkt hat, hat einmal geschrieben:

"Das Letzte, was Jesus seinen Jüngern aufgetragen hat, war nicht, die Welt zu retten, sondern der Welt zu sagen, dass sie schon gerettet ist."

Oder um es weihnachtlicher auszudrücken: "Christ, der Retter ist da!", Amen.

Und der Friede Gottes bewahre eure Herzen und Gedanken im Glauben an Jesus Christus, Amen.

Predigt Heiligabend 2023, 17.30 Uhr - Pastor Ralf Halbrügge

Predigttext: Galater 4,4-7 "Gute Nachricht"

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes, unseres Vaters, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes, unseres Trösters, sei mit euch allen, Amen.

Liebe Gemeinde,

es ist ein besonderer Gottesdienst, jedes Jahr wieder: Die Christvesper am Heiligen Abend. Wir hören die wohlvertrauten Worte, singen die bekannten Lieder und die meisten von uns sind in gespannter Vorfreude auf das, was heute abend noch geschieht, in den festlich erleuchteten Wohn- und Esszimmern.

Die Wenigsten können sich dem Zauber der Weihnacht entziehen. 

Letzten Donnerstag habe ich unsere Konfirmanden auf Weihnachten hin befragt und sie gefragt, was für sie das Wichtigste an Weihnachten ist und welche Gefühle sie am ehesten mit Weihnachten verbinden.

Unverzichtbar sind für die meisten Konfirmanden nicht die Geschenke, sondern der geschmückte Tannenbaum und das festliche Essen im Kreis der Familie. Das haben Konfirmanden geantwortet. Da hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten nichts verändert.

Der Baum, der Glanz, das Essen, die Familie, die Lichter, die Kerzen, die Oma, die betet und der Frieden, der wenigstens für einen Abend, für eine Nacht, Einzug hält in die Häuser und Herzen der Menschen. Das ist die Sehnsucht der 13jährigen. Und das ist die Sehnsucht der meisten von uns.

Auch diejenigen, die sich sonst eigentlich schwer tun mit dem Glauben an Gott, sind an diesem Abend gerührt, berührt und bewegt. 

Es liegt ein besonderer Zauber, ein spezieller Glanz auf diesem Abend. 

Es ist ein Fest, das dazu geeignet ist, das Beste aus uns Menschen herauszuholen. Wohl an kaum einem anderen Abend im Jahresverlauf spüren wir die Sehnsucht nach Frieden, Liebe, Geborgenheit und menschlicher Wärme so sehr wie heute abend.

Gleichzeitig erleben die Einsamen, die Verlassenen, die Kranken und Geschundenen ihr Leiden, ihre Dunkelheit heute abend noch intensiver und schmerzvoller.

Es ist ein Abend der Sehnsucht, der Träume, der Wünsche, der Hoffnungen. Und all dies hat zutun mit dem kleinen Kind im Stall von Bethlehem. Das kleine Jesuskind in der Krippe hat offensichtlich auch heute noch die Kraft, uns emotional zu erreichen und uns- zumindest vorübergehend - zu besseren Menschen zu machen.

Die biblischen Texte des Heiligabend und der Weihnacht sprechen von erfüllten Hoffnungen, von großen Veränderungen, ja, sogar von Erlösung und Rettung. Sie sind Zeugnisse des Friedens und der Freiheit.

So auch der Bibeltext, der für den Heiligabend in diesem Jahr als Predigttext vorgeschlagen wurde. Er steht im Brief des Paulus an die Galater. Adressaten dieses Briefes, der von Paulus so um das Jahr 50 nach Christus geschrieben wurde, waren Menschen in der römischen Provinz Galatien, in der heutigen Türkei gelegen. 

Es gab in Galatien Angriffe gegen Paulus. Man versuchte, seine Autorität zu untergraben. Und viele waren zwar zu den erst kleinen, christlichen Gemeinden hinzugekommen, doch sie zweifelten an der befreienden Botschaft von Jesus Christus und an der Lehre, dass allein der Glaube an Jesus selig mache. Sie standen unter dem alten Gesetz des Mose und taten sich schwer, die Freiheit des Evangeliums anzunehmen.

Und so schreibt Paulus in Galater 4,4-7:

4 Als aber die Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn. Der wurde als Mensch geboren und dem Gesetz unterstellt, 5 um alle zu befreien, die unter der Herrschaft des Gesetzes standen. Durch ihn wollte Gott uns als seine mündigen Söhne und Töchter annehmen. 6 Weil ihr nun Gottes Söhne und Töchter seid, gab Gott euch den Geist seines Sohnes ins Herz. Der ruft aus uns: »Abba! Vater!« 7 Du bist also nicht länger Sklave, sondern mündiger Sohn und mündige Tochter, und wenn du das bist, dann bist du nach Gottes Willen auch Erbe: Du bekommst, was Gott Abraham versprochen hat.

Liebe Gemeinde,

es ging hier damals um die anspruchsvolle Frage von Freiheit und Gesetz. Die Frage lautete: Sind diejenigen, die zum Glauben an den Messias Jesus Christus gekommen waren, noch dem alten Gesetz des Mose verpflichtet oder nicht? Sollten sie die alten Vorschriften, wie z.B. die Beschneidung am 8. Tag nach der Geburt, die ja nach der alten Tradition auch an Jesus vollzogen wurde wie wir aus der Bibel wissen, oder die vielen Speisevorschriften, einhalten oder waren sie davon befreit?

Es ging letztlich um die Frage, die 1500 Jahre später Martin Luther umtreiben sollte: "Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?" 

Um uns heute am Heiligabend nicht mit zu komplizierten theologischen Fragestellungen zu überfordern, könnten wir die Frage auch anders formulieren: Was muss ich tun, damit Gott mich liebt und er, der Vater im Himmel, mich als sein Kind annimmt? Was muss ich leisten? Was muss ich erfüllen? Was darf ich nicht?

Ihr Lieben,

ich habe vor Weihnachten mit dem Lesen einer sehr ausführlichen Biographie über Hermann Hesse, dem berühmten Schriftsteller, begonnen., den ich in den letzten Wochen für mich wieder neu entdeckt habe und den wir schon als Jugendliche in Buer mit Begeisterung gelesen haben.

Hesse wuchs in einem streng pietistischen Elternhaus als Sohn pietistischer, streng gläubiger Missionare auf. Jedes Wort der Bibel war Gesetz. Es gab eine strenge Moral und eine Atmosphäre der Unfreiheit, der Angst und der stets drohenden Strafen für sündiges Verhalten. Der junge Hermann, der Fragen hatte, Zweifel, der sich nach Freiheit sehnte, nach Individualität, wurde von den eigenen Eltern in eine Besserungsanstalt gebracht.

Der eigene Sohn, der nicht bereit war, sich dem Diktat eines engen, moralischen und jede Individualität unterdrückenden Glaubens zu unterwerfen, wurde für verrückt erklärt und zum Problemfall. 

Die Geschichte der Kirche ist eben auch eine Geschichte der Unterdrückung, der Unfreiheit und damit auch der Gewalt. Der Schriftsteller Hermann Hesse konnte sich später durch sein Schreiben, durch seine Kunst, durch seine Kreativität befreien. Es war ein lebenslanger, leidvoller Weg.

Der Philosoph und Religionskritiker Friedrich Nietzsche hat dem Christentum vorgeworfen, dass es die Menschen klein mache, dass es sie verzwerge und immer nur auf ihr Leiden, ihre Sünde und ihre Schwäche anspreche. 

Und im Namen Jesu, unter dem Deckmantel der christlichen Moral, ist vielen Menschen großes Leid zugefügt worden, bis heute.

Und ich selbst, ich gebe es zu, tappe immer wieder in die christliche Moralfalle und versuche mir selbst und anderen vorzuschreiben, wie man als anständiger Christ zu leben hat.

Doch Paulus schreibt uns heute abend: Jesus Christus befreit euch aus euren selbstgebauten Gefängnissen und Käfigen. Ihr seid frei! Ihr steht seit Jesus nicht mehr unter der Knute des Gesetzes, der Moral, die ja oft auch eine Doppelmoral ist. Ihr seid keine Knechte, keine Sklaven mehr, sondern freie Menschen.

"Zur Freiheit hat uns Christus befreit", schreibt Paulus an anderer Stelle im Galaterbrief.

Gott ist Mensch, ist Kind geworden und er hat sich an unsere Seite gestellt. Durch Jesus sind wir berufen worden, Kinder Gottes zu sein. Wir dürfen "Abba", "Papa", "lieber Vater" zu Gott sagen.

Weihnachten ist die Einladung an uns alle, in Freiheit vor und mit Gott zu leben. Wir dürfen skeptisch sein, wir dürfen Fragen stellen. Paulus schreibt, dass wir durch Jesus Gottes mündige Söhne und Töchter werden dürfen.

Freiheit und Mündigkeit bedeuten eben nicht, jede kirchliche Lehrmeinung, jedes Dogma abnicken zu müssen, im Gegenteil:

Wir sind als Christinnen und Christen aufgefordert, selbständig zu denken. Denken und Glauben gehören zusammen. Individualität, persönliche Entfaltung und Gemeinschaft gehören zusammen.

Weihnachten, die Geburt Jesu, befreit uns aus unserer Knechtschaft, aus unserer gebückten Haltung.

Weihnachten befreit uns auch aus unserer leidenschaffenden, engstirnigen Moralvorstellung.

Und Weihnachten, so schreibt Paulus auch, macht uns zu Erben der göttlichen Verheißung. Wir werden Frieden erben, Freiheit, Liebe, Gnade und ewiges Leben.

Was müssen wir also tun, um einen gnädigen Gott zu bekommen? Nichts anderes als das, was damals, nach dem Bericht des Lukas, die Hirten getan haben: Hören auf das Wort Gottes, sich anstecken, begeistern lassen und sich fröhlich auf den Weg zu Jesus machen.

Wenn der christliche Glaube uns Menschen nicht innerlich befreit und uns nicht zu fröhlichen Menschen macht, dann stimmt etwas nicht mit unserem Glauben. 

Wenn in der Kirche kein Platz ist für Zweifelnde, Skeptiker, Fragensteller, Individualisten und "Verrückte", dann stimmt etwas nicht mit der Kirche. 

Wenn in unserer Gemeinde kein Raum ist für Freiheit im Glauben, Denken und Handeln, dann stimmt auch mit unserer Gemeinde etwas nicht. 

Aber es stimmt auch etwas mit uns nicht, wenn uns Jesus gleichgültig und kalt lässt. Ich ärgere mich nicht über diejenigen, die anders denken, handeln, leben und glauben als ich. Sie sind häufig eine Bereicherung für das eigene Denken. Aber ich ärgere mich über Menschen, denen alles egal ist, die gleichgültig sind, abgebrüht und stumpf.

Dafür ist die Botschaft Jesu viel zu aufregend und zu wichtig.

Jesus bringt Offenheit, Freiheit, einen weiten Horizont. Und Weihnachten ist das Fest, mit dem alles neu beginnt.

Lasst uns heute abend das Kind in der Krippe feiern. Und lasst uns Jesus, den Sohn Gottes feiern, der selbst am Kreuz, im Leiden noch, die Arme weit ausgebreitet hat, um uns in der göttlichen Familie willkommen zu heißen und lasst uns Jesus, den Auferstandenen, feiern, der durch Schmerzen und Leiden den Tod besiegt hat.

Lasst uns Gott feiern, unseren Abba, unseren Papa, unseren lieben Vater, der durch Jesus in unsere Welt gekommen ist und der uns durch den Messias, den Retter, Freiheit, Frieden und ewiges Leben schenken will.

Heute abend wird Gott Mensch. Ein Grund, ausgelassen zu feiern!

Und der Friede Gottes bewahre eure Herzen und Gedanken im Glauben an Jesus Christus, Amen.

Predigt von Pastor Ralf Halbrügge zum Totensonntag am 26.11.23

Predigt am Totensonntag, 26.11.2023

Predigttext: 2. Petrus 3,8-13

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes, unseres Vaters, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes, unseres Trösters, sei mit euch allen, Amen.

Liebe Gemeinde,

46 Namen werde ich gleich nach der Predigt vorlesen. Namen von Menschen, die wir geliebt haben, die Teil unseres Lebens waren und bleiben, die wir noch immer vermissen, die ihre Spuren in unserem Leben hinterlassen haben.

Und wir erinnern uns heute an sie: Erinnern uns an ihre Stimmen, ihre Eigenarten und Besonderheiten, an bestimmte Sätze und Worte, die sie immer wieder gesagt haben. 

Und bei all dem denken auch wir an das, was in ihrem Leben gelungen und misslungen ist, denken an die frohen und unglücklichen Zeiten, an erreichte Ziele und enttäuschte Hoffnungen. Sie kommen uns heute wieder ganz nah und wir spüren, wie sehr wir noch mit ihnen verbunden sind. Und das ist auch gut so, damit sie nicht vergessen werden.

Heute ist ein Tag der dankbaren und manchmal auch noch schmerzlichen Erinnerungen. Kein leichter Tag heute, aber doch einer, der uns durch die Gemeinschaft, die Lieder und Gebete und durch das Wort Gottes Trost und Zuversicht schenken kann.

Vielleicht sind Sie noch voll in der Trauererabeit und es fällt Ihnen noch immer schwer zu akzeptieren, was nicht zu ändern ist. Dann habe ich eine gute Nachricht für Sie: Es wird nicht so bleiben. 

Irgendwie bleibt die Trauer um einen geliebten Menschen, wenn wir ihn wirklich geliebt haben. Sie wird Teil unseres Lebens. Aber wenn wir Geduld haben und wir in diesem manchmal langen Prozess Gott vertrauen, dann keimt neue Hoffnung auf und dann wird die Trauer leichter, weil sie getragen wird von der Hoffnung auf ein neues Leben.

Dieses neue Leben stellt auch der Predigttext in Aussicht, der für den Ewigkeitssonntag in diesem Jahr vorgeschlagen wurde. Ich habe ihn mit abgedruckt. Sie können ihn gerne im Stillen mitlesen. Er steht im 2. Petrus 3,8-13("Gute Nachricht"):

8 Meine Lieben, eines dürft ihr nicht übersehen: Beim Herrn gilt ein anderes Zeitmaß als bei uns Menschen. Ein Tag ist für ihn wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein einziger Tag. 
9 Der Herr erfüllt seine Zusagen nicht zögernd, wie manche meinen. Im Gegenteil: Er hat Geduld mit euch, weil er nicht will, dass einige zugrunde gehen. Er möchte, dass alle Gelegenheit finden, von ihrem falschen Weg umzukehren.
10 Doch der Tag des Herrn kommt unvorhergesehen wie ein Dieb. Dann wird der Himmel unter tosendem Lärm vergehen, die Himmelskörper verglühen im Feuer, und die Erde und alles, was auf ihr ist, wird zerschmelzen.
11 Wenn ihr bedenkt, dass alles auf diese Weise vergehen wird, was für ein Ansporn muss das für euch sein, ein heiliges Leben zu führen, das Gott gefällt! 
12 Lebt in der Erwartung des großen Tages, den Gott heraufführen wird! Tut das Eure dazu, dass er bald kommen kann. Der Himmel wird dann in Flammen vergehen, und die Himmelskörper werden im Feuer zerschmelzen. 
13 Aber Gott hat uns einen neuen Himmel und eine neue Erde versprochen. Dort wird es kein Unrecht mehr geben, weil Gottes Wille regiert. Auf diese neue Welt warten wir.
 
Ihr Lieben, 
diese Zeilen haben etwas Bedrohliches und Tröstliches zugleich. Das Bedrohliche ergibt sich aus der festen Überzeugung des Schreibers des 2. Petrusbriefes - wie es auch der Vorstellung der ganzen Bibel entspricht - das alles, was wir sehen und uns das Leben auf der Erde ermöglicht, eines Tages nicht mehr da sein wird. Himmel und Erde werden vergehen, die Sonne, die Sterne, die Planeten, die Erde, sie werden vernichtet. 

Alles wird vergehen. Ein Albtraum, eine Apokalypse. Bedrohlich, beängstigend.

Offensichtlich geht ja in unseren Tagen die sogenannte "Letzte Generation", wenn auch nicht religiös motiviert, davon aus, dass dieser Tag, an dem alles zusammenbricht, bereits kurz bevor steht. 

Irgendwie scheint diese Welt ja verrückt zu spielen: Der Klimawandel, der nach neuesten Untersuchungen ja noch viel schneller voranschreitet als befürchtet, die vielen Kriege, das unfassbare Leiden von Millionen von Menschen auf unserer Erde, all das trägt zu einer apokalyptischen Stimmung bei, der sich leider auch viele Menschen unter uns anschließen.

Traurigkeit, Depression, Aggression, Einsamkeit sind die Folgen dieser Stimmung. Untergangsszenarien werden heraufbeschworen und selbst fromme Christen lassen sich anstecken und sehen die apokalyptischen Prophezeiungen, vor allem aus den Büchern Daniel und der Offenbarung, schon jetzt in Erfüllung begriffen.

Und wieder machen viele Menschen den Fehler, den Menschen immer wieder gemacht haben, dass sie versuchen, mit menschlichen Mitteln göttliches Handeln zu erklären.

Ja, die Bibel sagt: Eines Tages wird es diese Welt, wie wir sie kennen, nicht mehr geben. Und auch die Naturwissenschaftler sagen, dass die Sonne nicht ewig scheinen wird. Sie sagen voraus, dass sie das noch so etwa 5 Milliarden Jahre tun wird. Dann ist sowieso Feierabend. Da das aber die meisten von uns ohnehin kaum erleben werden, sollten wir uns als Christinnen und Christen nicht an diesen Untergangsszenarien beteiligen.

Gott lässt sich von uns ohnehin nicht ins Handwerk pfuschen. Und ich bin mir sicher, dass er einen Plan mit uns hat. Und dieser Plan ist ein guter Plan, weil Gott es gut mit uns meint. Problem ist: Gottes Zeitplan ist meist ein anderer als unserer.

Die Älteren unter uns kennen noch das Lied von Gitte: "Ich will alles, ich will alles und zwar sofort!" Haben die Verstorbenen, derer wir heute gedenken, in ihrem irdischen Leben alles bekommen? Nein, haben sie nicht! Werden wir in unserem irdischen Leben alles bekommen, was wir ersehnen? Nein, werden wir nicht!

Wird die Erde heute untergehen? Nein, wird sie nicht! Und ich vermute auch morgen nicht und übermorgen nicht.

Der 2. Petrusbrief wie auch Psalm 90 sagen: 1000 Jahre sind bei Gott wie ein Tag. Und ein Tag wie 1000 Jahre. Unsere Vorstellungen von Zeit und Raum, die wir ja brauchen, um unser Leben halbwegs geordnet leben zu können, spielen bei Gott überhaupt keine Rolle. Gott ist jenseits von Zeit und Raum, weil er ein ewiger und allmächtiger Gott ist. Ein Gott, der nicht unserer Biologie, unserer Chemie, unserer Physik unterworfen ist.

Gott kann das alles mir nichts dir nichts aufheben und ad absurdum führen, was wir berechnet und in Formeln gepackt haben. Wenn er es nicht könnte, wäre er nicht Gott.

Dass wir in Wirklichkeit nichts in der Hand haben, nichts wirklich im Griff haben, zeigt uns doch das Sterben derjenigen, derer wir heute gedenken: Manche sind nach unserem Gefühl zu spät gestorben, weil wir ihnen ein so langes Leiden gerne erspart hätten. Manche sind nach unserem Eindruck viel zu früh gestorben, weil wir noch gerne Zeit mit ihnen verbracht hätten und es noch so Vieles zu sagen gegeben hätte. Und wann der Zeitpunkt bei uns gekommen ist, wissen wir nicht.

Aber der Predigttext aus dem 2. Petrusbrief sagt uns heute morgen - und das ist eine wirklich gute Nachricht, dass Gott Geduld mit uns hat und noch wichtiger, größer und schöner: Dass er nicht will, dass auch nur einer von uns verlorengeht! Er möchte uns allen Zeit geben, uns zu ihm zu bekehren, unsere falschen Wege, unsere Irrwege, unsere Holzwege zu verlassen. Er möchte uns Gelegenheit geben, unser Verhalten, mit dem wir uns und anderen Schaden und Leiden zufügen, zu verändern.

Letzten Mittwoch war Buß - und Bettag. Für mich leider ein Bett-Tag, weil ich mit Erkältung und Fieber, mit "Männerschnupfen", darnieder lag. An diesem Tag stand der erste Satz aus dem Mund Jesu im Markus-Evangelium im Mittelpunkt: "Das Reich Gottes ist nahe herbei gekommen. Tut Buße/Kehrt um/Ändert euer Denken und euer Verhalten und glaubt dem Evangelium, meiner frohen Botschaft!"

Der 2. Petrusbrief heute sagt: "Das muss doch ein Ansporn für euch sein, ein heiliges Leben zu führen, das Gott gefällt!" 

Ihr Lieben,

es gibt viel mehr heiliges Leben unter uns als uns bewusst ist: Ich habe gerade in dieser Woche so viel freundliche Worte gehört und gelesen von Menschen aus unserer Gemeinde. So viele liebevolle Gesten erlebt. Es gibt so viele unter uns, die Licht in das Dunkel von Menschen bringen, die durch ihre Freundlichkeit, Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft ein wahrer Segen sind für unser Miteinander.

Gott schenkt uns noch Zeit, die wir nutzen können, Jesus ähnlicher und freundlicher, liebevoller und barmherziger zu werden. Und Gott unser Vertrauen zu geben.

Es wird, ganz sicher, einen neuen Himmel und eine neue Erde geben. Eine neue Welt! Eine Welt ohne Tränen, ohne Leiden, ohne Geschrei, ohne Schmerzen. So sagt es die Offenbarung. Eine Welt, die es noch immer geben wird, wenn es hier nichts mehr gibt. Eine Welt, die wir uns für unsere Verstorbenen wünschen. Eine Welt, in der alles gut sein wird und in der Gott mitten unter uns wohnt.

Diese zukünftige Welt ist unsere eigentliche Heimat. Dahin gehören wir!

Bis dahin sind wir auf dem Weg durch Freuden und Leiden, durch die Ambivalenzen, die Widersprüche unseres Lebens. Und auf diesem Weg ist Gott an unserer Seite. Und Gott sorgt dafür - gesegnet sind alle, die das erlebt haben - dass sich mitten im irdischen Leben hin und wieder der Himmel öffnet und wir einen Blick erhaschen in die neue Welt: Wenn ein Kind geboren wird. 

Wenn zwei Menschen sich wirklich lieben. 

Wenn ein Zweifelnder zum Glauben an Gott kommt. 

Wenn einer nach Jahren mal wieder die Hände zum Gebet faltet. 

Wenn einer getröstet und ohne Angst sterben kann. 

Wenn ein Trauernder, Trauriger, Verzweifelter neue Hoffnung bekommt. 

Wenn Menschen wirklich Menschen sind und Gott dazu lächelt.

Und der Friede Gottes bewahre eure Herzen und Gedanken im Glauben an Jesus Christus, Amen.

Losung April 27, 2024

Du sprachst: Ich bin unschuldig; der HERR hat ja doch seinen Zorn von mir gewandt. Siehe, ich will dich richten, weil du sprichst: Ich habe nicht gesündigt.

Jeremia 2,35